Wandern im Herzen der Schweiz: Auf dem Tell-Trail durch Bilderbuchlandschaften
Endlich die Schweizer Bergwelt erwandern. Ja, man könnte meinen, dass ich Bergziege sicherlich das ein oder andere Mal in der Schweiz beim Wandern war. Aber außer einer Tagestour im Westen der Schweiz war ich hier leider noch nicht unterwegs. Schon lange spukt es in meinem Kopf, schließlich sollen hier unter anderem die schönsten Wanderregionen liegen. Und auch Bilder und Videos versprechen viel. Ich bin neugierig. Wird also Zeit mich selbst davon zu überzeugen!
Und wo lässt es sich besser den Sommer verbringen als auf einer mehrtägigen Tour durch die Zentralschweiz.
Ich durfte den Tell-Trail im Rahmen einer Kooperation mit Luzern Tourismus und der Region Engelberg-Titlis erkunden. Alles, was du in diesem Artikel liest, beruht auf meinen eigenen Erfahrungen und ist meine eigene individuelle Meinung.
Auf dem Tell-Trail durch die Zentralschweiz wandern
Das erste Mal vom Tell-Trail gehört habe ich vor etwa einem Jahr, als er neu eröffnet wurde und da stand direkt für mich fest: Ja, den möchte ich gerne wandern! Und dich nehme auf meinem Blog direkt mit.
Den Fernwanderweg "Tell-Trail" erwandern
Der Tell-Trail wurde erst 2021 neu erschlossen und führt nun in 8 Etappen von Altdorf durch die faszinierende Region Luzern-Vierwaldstättersee bis aufs Brienzer Rothorn. Auf den Spuren von Wilhelm Tell taucht man ein in die Geschichte und durchwandert Bilderbuchlandschaften: von mächtigen Gipfeln, vorbei an blau leuchtenden Bergseen, in malerischen Bergdörfer immer das faszinierende Bergpanorama im Blick.
Ein Highlight jagt das andere und Outdoorbegeisterte kommen hier voll auf ihre Kosten.
Wanderportrait des Tell-Trail
Meine Wanderung auf dem neuen Tell-Trail
Ich bin der Meinung, wer wirklich in die Bergwelt eintauchen möchte, sollte sich ein paar Tage am Stück Zeit nehmen, um auch wirklich abschalten und die Natur in vollen Zügen genießen zu können. Ich habe mir die Highlight-Etappen des neuen Fernwanderwegs ausgesucht – wobei ich mir sicher bin, dass jede Etappe hier ein Highlight ist – und werde die Etappen 5 und 6 des Tell-Trails wandern. Von Stans bis Melchsee-Frutt.
Mein Tipp: Teilt die Etappe 5 in zwei Tage auf und genießt die Nacht am Berg, das entzerrt die lange Strecke um einiges.
Tell-Trail Etappe 5 (Teil 1): Gratwanderung von Stans zur Alp Laucheren
Auf geht’s zur Gratwanderung auf dem Tell-Trail
Ich wache am Morgen von den Regentropfen an meiner Fensterscheibe auf. Ein Blick in die Wetter-App sagt mir aber, dass es gegen Nachmittag aufziehen soll, somit bin ich beruhigt. Ich mach mich langsam fertig und fahre mit der Bahn von Luzern nach Stans.
Das erste Stück der Tour ist noch ziemlich easy, denn es geht erst einmal mit der Standseilbahn aus dem Jahre 1893 und anschließend weiter mit der Cabrio-Bahn nach oben aufs Stanserhorn. Eigentlich sollten wir hier jetzt eine tolle Aussicht haben, aber leider macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Na gut, dann gibt es wenigstens noch eine kulinarische Stärkung im Drehrestaurant bevor es zur neu erschlossenen Gratwanderung los geht.
Ich bin ganz froh, dass es die Wanderung uns erst einmal noch nach unten zum Ächerlipass geht und so steigen wir einige Höhenmeter hinab, um dann nach knapp einer Stunde den Aufstieg zum Arvigrat auf uns zu nehmen. Der Weg führt uns über Wurzeln und Steine durch den Wald nach oben und je mehr Höhenmeter wir machen, desto lichter wird der Wald. Mein Hoffen auf den Wetterbericht wurden leider nicht erfüllt und es bleibt grau und nass.
Einerseits bin ich etwas enttäuscht, denn oben angekommen folgt die Gratwanderung und ich kann nur erahnen wie wundervoll das Panorama hier ist, aber so im Nebel hat der Grat doch auch seinen Reiz und breitet eine mystische Stimmung aus. Wir schlängeln uns weiter auf dem schmalen Gratweg durch die nassen Wiesen und inzwischen sind wir doch schon ziemlich durchnässt. Umso mehr freuen wir uns, dass wir der Alp langsam näher kommen.
Biwakieren auf der Alp Laucheren
In der Alp Laucheren wurden wir herzlich von Familie Niederberger mit wärmendem Tee empfangen. Hier ist unser Etappenziel für heute. Denn es wartet etwas ganz Tolles auf uns: Eine Nacht im Zelt inmitten der Berge! Abseits von Hektik, Lärm und Handyempfang lasse ich den Tag Revue passieren und freue mich auf einen sonnigen Tag, der morgen auf uns wartet.
Aber stopp! Während wir mit Älplermagronen (ein typisch schweizerisches Gericht – solltet ihr unbedingt probieren) verwöhnt werden, schimmert es durch’s Fenster plötzlich rötlich. Besser spät als nie zieht dann zum Sonnenuntergang der Nebel weg und zum ersten Mal bekomme ich diese faszinierende Landschaft zu sehen. Dafür steigen wir auch nochmals in unsere durchnässten Wanderstiefel und laufen ein paar Meter durch den Matsch, um dann die roten Gipfel über dem See zu bestaunen und den Tag ausklingen zu lassen.
Tell-Trail Etappe 5 (Teil 2): Von der Alp Laucheren nach Engelberg
Alpenglück und WOW-Momente
Wenn ich schon direkt in den Bergen übernachte, dann muss auch ein Sonnenaufgang sein. Wir stellen uns einen Wecker auf 05.00 Uhr und schleichen uns nach draußen. Diese Ruhe, die frische Luft und ganz langsam berühren die ersten Sonnenstrahlen mein Gesicht. In mir breitet sich ein Lächeln, das größer nicht sein könnte, und unendliche Dankbarkeit aus. Das wird ein toller Tag!
Ein stärkendes Frühstück und los geht’s zum ersten Highlight der Tour. Nach einem kurzen steilen Aufstieg zeigt sich neben uns der Sarnersee und ich bin überwältigt vom Panorama, das sich uns heute zeigt. Die unfassbar schöne Landschaft begeistert mich so sehr, dass ich gar nicht mehr aufhören kann, zu fotografieren.
Aber meine Kamera muss jetzt erst einmal eingepackt werden. Denn vor uns liegt nun die Schlüsselstelle und wer auf Etappe 5 des Tell-Trails wandert muss die Felspassage Wagenleis überqueren. Die Stelle hat mich schon die letzten Tage immer wieder etwas beschäftigt, da ich nicht wusste, was auf mich zukommt. Die Querung ist inzwischen mit dicken Seilen zum Festhalten und einigen Eisentritten abgesichert. Dennoch ist hier Konzentration, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefordert.
Auf einmal ein kleiner Flashback – “Huch bin ich in Südamerika gelandet?” Ein Lama, mitten in den Bergen, vor dem wunderschönen Panorama.
Fun Fact: Wusstest du, dass Lamas hier oben in den Bergen als „Wach- und Abwehrtiere“ zum Schutz von Schafherden eingesetzt werden?!
Ein paar Selfies und dann geht das ganze Fotografie-Spiel auf dem Weiterweg wieder los. Aber ich kann einfach nicht anders. Zu schön ist es heute. Wir wandern gemütlich über schmale, naturbelassene Pfade, genießen die alpine Landschaft und das Panorama, das mein Herz höher schlagen lässt. Die Landschaft ist einfach so beeindruckend! Unvorstellbar, dass wir kaum anderen Wanderern hier begegnen.
Am malerischen Lutersee gibt es eine kurze Verschnaufpause bevor es wieder an der Zeit ist Höhenmeter zu machen. Und die haben es ganz schön in sich bei der Hitze. Mit hochrotem Kopf erreichen wir den höchsten Punkt unserer Wanderung (2.155 m) und von nun an geht es dann nur noch bergab bis nach Engelberg – den Titlis immer im Blick. Der Abstieg ist mühsam und steil, über einige schmale Pfade und Wurzeln. Was ich früher total “oldschool” fand, ist jetzt bei solchen Abstiegen kaum wegzudenken und ich bin doch bei vielen meinen Wanderungen froh drum: meine Wanderstöcke! Die sind manchmal echt gold wert.
In Engelberg angekommen gibt es einen wohlverdienten Absacker mit Blick auf die Berge von der Terrasse meines Hotels und anschließend lasse ich mich von der leckeren Küche der Ski Lodge Engelberg verwöhnen.
Gipfelglück am Titlis
Ab heute bin ich alleine unterwegs und darf erstmal Höhenluft schnuppern. Dafür ziehe ich mich warm an, denn bevor ich weiter wandere geht es für mich auf den Titlis mit über 3.000 m.
Keine 30 Minuten später stehe ich hier auf 3.020 m Höhe und gehe durch den Schnee – mitten im Juli. Schon verrückt. Und nicht nur das, hier oben befindet sich auch die höchste Hängebrücke Europas, der Titlis Cliff Walk. Natürlich lasse ich mir das nicht entgehen und traue mich über dem Abgrund zu laufen. Nicht nur der Blick in die Tiefe und die Höhenluft, sondern vor allem das Alpenpanorama ist atemberaubend.
Bevor es dann wieder nach unten geht, mache ich noch einen kurzen Stopp in der Gletschergrotte bei frostigen -1.5 Grad.
Mehr über dieses Erlebnis könnt ihr in meinem anderen Blogbeitrag: Ausflug auf den Titlis: Gletschererlebnis auf 3.000 m Höhe erfahren
Bilderbuchidylle an den Schweizer Bergseen
Von der Mittelstation aus geht es zum Trübsee und ich nehme den kleinen Umweg um den See noch mit. Denn der See ist eine kleine Schönheit und verspricht so manche Bilderbuchfotos. Da ich mich hier mal wieder total verliere und die Zeit fast vergesse, spare ich mir den Aufstieg zu Fuß und nehme die Seilbahn hoch auf den Jochpass. Dann geht es stetig bergab, den Engstlensee immer im Blick. Neben mir blüht es und ich bin von der schönen Landschaft total begeistert, auch wenn ich mit deutlich mehr Wander-Begegnungen vorlieb nehmen muss, als die Tage zuvor. Die Ausblicke über den See und das Bergpanorama haben eine richtig beruhigende Wirkung, so dass ich alles andere gut ausblenden kann.
Am malerischen Engstlensee angekommen, führt die Route am See entlang, wo sich etliche Möglichkeiten für eine kurze Rast bieten. Der Aufstieg über die Spycherflüe zum Berggasthaus Tannalp ist ein weiteres Highlight. An der Alpe gehe ich rechts vorbei. Und kaum habe ich den letzten Anstieg hinter mir, wartet zur Belohnung auch schon der Blick auf den Tannensee auf mich.
Die letzten Schritte zum Melchsee werde ich von Murmeltier Pfeifen begleitet, wenn ich auch die gut versteckten Tiere nicht sehe, entdecke ich den ein oder anderen Kletterer in der Wand.
Knapp 40 Kilometer und etliche Höhenmeter später, erreiche ich das Endziel meiner Tell-Trail Wanderung: Melchsee-Frutt. Hier gönne ich mir erstmal ein leckeres Eis bei den Temperaturen bevor es mit der Gondelbahn runter auf die Stöckalp geht und schließlich dann per Bus und Bahn zurück nach Luzern.
Fazit zur Wanderung auf dem Tell-Trail
Ich glaube ich bin etwas verliebt. Verliebt in die Schweizer Bergwelt und die Landschaft, die ich hier in den Tagen durchwandern durfte. Ein Bergerlebnis das direkt ins Herz geht!
Ich war sicher nicht das letzte Mal hier unterwegs und habe total Spaß daran geschnuppert, auch die restlichen Etappen des Tell-Trail zu wandern.
Habt ihr schon einmal eine Mehrtages-Wanderung gemacht und wäre das etwas für euch?
Informationen zur Wanderung auf dem Tell-Trail
Wo genau führt der Tell-Trail entlang?
Der Tell-Trail liegt in der Zentralschweiz und führt durch die wunderschöne Luzern-Vierwaldstättersee Region.
Was macht den Tell-Trail so besonders?
Der Tell-Trail bietet alles: von malerischen Städten und Bergdörfern, durch die faszinierende Berglandschaft und vorbei an abkühlenden Seen. Nicht zu vergessen der kulinarische und regionale Genuss, den man hier bei einer Einkehr in den Hütten und Restaurant entdecken darf.
Wann ist die beste Zeit, um den Tell-Trail zu wandern?
Die beste Zeit, um den Tell-Trail zu Wandern, ist von Juni bis Oktober. In höheren Lagen kann es jedoch sein, dass zu Beginn der Saison noch Schnee liegt und es auch Richtung Herbst bereits erste Schneefälle gibt. Aber eine goldene Regel in den Bergen: vorher immer das Wetter prüfen.
Kann man die Etappen kürzen?
Du hast die freie Wahl, wie du deine Etappen einteilst und ob du ggfs. Strecken per Bahn, Bus oder Seilbahn zurücklegen möchtest. Schau dir dafür auch mal den Tell-Pass an, der beinhaltet nämlich sämtliche Bahnen, Schiffe und Bergbahnen in der Zentralschweiz.
Wo übernachte ich während meiner Wandertour?
Jeweils am Etappenziel gibt es genug Übernachtungsmöglichkeiten, die du vorab buchen kannst. Wenn du ganz entspannt deine Tour angehen möchtest, dann schau dir auch die Packages bei Luzern Tourismus an.
Welche Ausrüstung benötige ich für meine Wandertour?
Zuallererst hängt das natürlich davon ab, wie viele Etappen du gehen möchtest und ob du dein Gepäck selbst transportieren möchtest oder du lieber einen Gepäcktransport buchst.
Welche Ausrüstung ich immer dabei habe:
- Mehrtagesrucksack 30-40l* (er sollte genug Platz für mind. 2 Liter Wasser, Lunchbox, Regenklamotten, Kamera haben)
- Regenschutz für den Tagesrucksack
- Wanderstöcke* (ein Muss!)
- Trinksystem* für mind. 3 Liter
- Sonnencreme
- Sonnenbrille
- Wanderkarte oder App
- Erste-Hilfe-Set*
- Wandertagebuch*
Kleidung:
- Knöchelhohe Wanderschuhe mit guter Sohle
- Softshell-Jacke*/Windbreaker
- Buff*/Halstuch
- Regenjacke
- Wechsel-T-Shirt
- Fleece
Technik:
- Kamera* inkl. Speicherkarten
- Tripod*/Reisestativ*
- Handy
- Powerbank*
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Pingback: Ausflug auf den Titlis: Gletschererlebnis auf 3.000m Höhe
Bine
Liebe Lisa,
Deine Eindrücke sind richtig schön und laden zum Nachwandern ein.
Ja ich habe auch schon Weitwanderungen unternommen wie z. B.
die Albsteig Weitwanderung im Schwarzwald und den Karwendel Höhenweg.
Es ist immer wieder eine phantastische Erfahrung.
Tolle Bilder und Danke für die Inspiration.
Liebe Grüße
Bine
abenteuermomente
Liebe Bine,
danke für deinen Kommentar und schön, dass du deine Erfahrung teilst.
Der Lechweg ist wirklich toll und er hat mir auch wieder gezeigt, dass es nicht immer nur die nächsten Gipfel gehen muss.
Definitiv sollte Weitwandern öfters auf de ToDo stehen 🙂
Liebe Grüße
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