Es ist 07.50 Uhr morgens… Ich sitze bereits im Zug Richtung Niedersachsen. Acht Stunden Zugfahrt liegen vor mir, die mich von Füssen ins Weserbergland bringen. Denn dieses Wochenende tausche ich meine geliebten Alpen gegen das schöne Mittelgebirge. Ich werde mehrere Etappen auf dem Weserbergland-Weg, einem der Top Trail of Germany, wandern. Ob ich mir das gut überlegt habe? Wir werden sehen. Das Wetter meint es fast zu gut. Mit knapp 30 Grad wird das eine heiße Angelegenheit.
Ob es sich lohnt? Du darfst dich gespannt zurücklehnen, deine Wanderschuhe anziehen (für ein etwas besondere Wanderfeeling Zuhause) und mit mir gemeinsam auf Etappe 7 und Etappen 11/12 auf dem Weserbergland-Weg wandern.
Ich durfte den Weserbergland-Weg im Rahmen des BloggerWanderns, organisiert durch die Top Trails of Germany und dem Weserbergland Tourismus e.V., erkunden. Alle Berichterstattungen hier sind jedoch meine eigene, individuellen Erfahrungen, die ich auf dem Trail erlebt habe.
Wandern auf dem Weserbergland-Weg
Einmal quer durch das Weserbergland wandern? Warum eigentlich nicht. Auf den 13 Etappen führt dich der Weserbergland-Weg 225km quer durch die beeindruckende Landschaft und lässt dich dabei vollkommen eins werden mit der Natur. Der Alltag und Menschenmassen sind hier ganz weit weg.
Der Weserbergland-Weg gehört zu den Top Trails of Germany und ist seit 2012 als Qualitätsweg Wanderbares Deutschland ausgezeichnet.
Egal, ob als Mehrtagestour, Tagestour oder einmal komplett am Stück gewandert – auf dem Weserbergland-Weg kommt man immer auf seine Kosten. 13 Etappen sind hier natürlich nur ein Richtwert, der Weg kann je nach Bedarf entweder schneller oder langsamer gegangen werden.
Wanderportrait des Weserbergland-Weg
Ready? Dann los zur Wanderung auf dem Weserbergland-Weg
Rucksack gepackt, Wanderschuhe an und los geht’s. Aber halt stopp, ganz so einfach ist es doch nicht. Die TopTrails of Germany und meine beiden Bloggerkollegen Sabrina von Couchflucht und Alex alias Luftschubser haben sich nämlich eine tolle Challenge für mich ausgedacht: “Fotografiere mindestens sieben schöne Aussichten von Aussichtspunkten/Türmen während Deiner Wanderung.”
Na gut, Challenge accepted! Aussichtspunkte liebe ich und dieser Aufgabe stelle ich mich sehr gerne. Glaubt ihr, ich habe es geschafft?
Übersicht: Wanderung Weserbergland-Weg Etappe 7
Von Stadtoldendorf nach Bodenwerder
Unterwegs auf dem Weserbergland-Weg
Ausgangspunkt meiner Wanderung auf Etappe 7 des Weserbergland-Wegs ist Stadtoldendorf. 22 km und knapp 6 Std. liegen heute vor mir bis ich am Nachmittag Bodenwerder erreichen soll.
Bei meinem kleinen Bummel durch die schnuckeligen Gassen der Fachwerkstadt, habe ich ihn entdeckt: den Försterbergturm, der hoffentlich 1. Aussichtspunkt meiner Challenge. Leider ist der Turm nicht geöffnet und somit bleiben mir die Türen zum Aufstieg verschlossen. Aber ist setze trotzdem einen kleinen Haken hinter Nr. 1, denn die Aussicht von hier kann sich auf jeden Fall sehen lassen
Weiter führt mich die Wanderung durch eine Landschaft, die ich gar nicht mehr gewohnt bin: Großflächige Weizenfeldern, auf denen bereits der erste Mohn seine Pracht zeigt. Ja, in den Bergen bekomme ich das eher weniger zu Gesicht.
Gartenparadies am Kloster Amelungsborn
Eine kurze Strecke durch den Wald, dann schiebe ich die letzten Äste und Blätter aus meinem Gesicht und stehe plötzlich im Kräutergarten des Zisterzienserklosters Amelungsborn und blicke auf die beeindruckende Anlage, aus Steinsand erbaut. Ich weiß gar nicht, was ich zuerst erkunden und fotografieren soll. Das Kloster ist frei zugänglich und erzählt viel über fast 900-jährige Geschichte.
Fact: Mit den Zisterzienser ab dem 12. Jhdt. gehörten Gärten fast zur Grundausstattung von Gärten. Die Pflanzen und Kräuter ziehen sich bis heute in der Küchenkultur fort. Viele der Kräuter werden auch heute noch in der Kräuterheilkunde verwendet.
Panorama-Ausblick vom Ebersnackenturm
Durch die “Toskana des Nordens” – so fühlt es sich bei den Temperaturen gerade auch tatsächlich an – führt mich der Weg weiter bis zur höchsten Punkt im Weserbergland und zu meinem nächsten Highlight: Vor mir ragt der Ebersnackenturm 26 Meter in die Höhe. 126 Stufen führen mich hinauf, um dann einen genialen 360°-Panorama-Ausblick über das sanfte Weserbergland zu genießen. Eine Metallkarte sagt mir, dass ich von hier sogar bis zum Brocken im Harz sehen kann. Somit Aussichtspunkt Nr. 2 von 7 geschafft.
Nach dem Ebersnackenturm folgt auf der Wanderung ein Abschnitt mit herrlichen Ausblicken. Allerdings sind die Ausblicke Spuren Orkan Kyrill, der 2007 hier gewütet hat und große Schäden in der Natur hinterlassen hat.
Nach kurzer Wanderung taucht der nächste Aussichtspunkt des Weserbergland-Weges auf: der Bodoturm. Schwindelfrei sollte man hier jedoch sein oder man vermeidet es durch das Gitter nach unten zuschauen 🙂
Wanderung hoch über Bodenwerder
Über den Kammweg, der mich durch Wald- und Naturpfade bringt, geht es zum Aussichtspunkt Königszinne – hoch über Bodenwerder.
Hier beobachte ich die Paraglider und würde am liebsten die Abkürzung nach unten nehmen, damit ich noch etwas die Heimat des Barons von Münchhausen erkunden kann. Aber die Jungs sind nicht ganz kooperativ 😉
So marschiere ich weiter hinab und schaffe es pünktlich an den Schiffsanleger. Jetzt folgt nämlich der entspannte Teil meiner heutigen Tour. Ich genieße die Weser aus der anderen Perspektive: vom Wasser aus. Von Bodenwerder aus lasse ich mir 2h lang den Wind um die Nase wehen, bis ich die Rattenfängerstadt Hameln erreiche.
In der Rattenfängerstadt Hameln
In Hameln angekommen, schlendere ich erst einmal durch die tolle historische Altstadt und suche mir ein Lokal, um meinen Hunger zu stillen. Ach, wie schön, endlich mal wieder in einer Stadt in einem Lokal zu sitzen.
Die Sage um den Rattenfänger
1284 soll sich ein junger Herr in Hameln als Rattenfänger gemeldet haben, der für ein gutes Geld die Stadt von sämtlichen Ratten und Mäusen frei halten soll. Nachdem es ihm gelang die Tiere durch seine Pfeifmelodie in die Weser zu locken und somit die Stadt von der Plage zu befreien, verweigerten die Bewohner das Geld zu bezahlen. Kurze Zeit später kam er wieder zurück, allerdings in Gestalt eines Jägers. Wieder wandte er sein Trick an, dieses mal folgen ihm allerdings keine Mäuse und Ratten, sondern die Kinder – bis hinaus aus der Stadt und sie kamen nie wieder zurück. Der Sage nach sind 130 Kinder verschwunden.
Den zweiten Tag unterwegs auf dem Weserbergland-Weg
Übersicht: Wanderung Weserbergland-Weg Etappe 11/12
Von Unsern bis zur Burg Schaumburg
Wanderung durch die schönen Waldgebiete des Weserbergland-Weges
Ich starte in Unsen meine heutige Tageswanderung auf dem Weserbergland-Weg und folge dem Waldweg. Nach knapp einer Stunde erreiche ich den Süntelturm. Es ist leider noch zu früh, um hier in der Gaststätte bereits eine kleine Einkehr einzulegen. Aber auf den Turm geht es trotzdem. Nach 107 Stufen und mit leichtem Drehwurm, bläst mit der Wind um die Nase. Ich genieße die Aussicht und mache mich dann recht schnell wieder auf Wanderschaft. Der nächste Abschnitt ist für mich etwas fad, die heutige Wanderung auf dem Weserbergland-Weg führt mich doch sehr viel durch Waldgebiet – was natürlich auch schön sein kann, aber für mich ist es zu viel.
So weit das Auge reicht an den Hohenstein Klippen
Aber ich freue mich auf das nächste Highlight: die Hohenstein Klippen. Zuerst erreiche ich allerdings die Teufelskanzel, die mir bereits einen ersten Eindruck davon gibt, was mich gleich bei den Klippen erwartet: ein beeindruckendes Felsenriff und eine noch schönere Aussicht.
Man kann nicht immer Glück haben. Die Hohenstein Klippen waren leider während meiner Wanderung auf dem Weserbergland-Weg gesperrt, aufgrund einer Feuerwehrübung. Nach etwas Überredungskunst durfte ich zumindest an einer Stelle kurz nach vorne, um ein Bild zu machen. Ansonsten wären die Hohenstein Klippen der perfekte Platz für eine Mittagsrast.
Leider kommt es hier nämlich immer wieder zu Abstürzen. Deshalb denkt bitte daran: Bilder machen ist zwar toll, aber nicht um jeden Preis. Haltet lieber noch genug Abstand zu der Felskante.
Über angelegte Treppchen geht es weiter hinab und auch hier bleibt genug Zeit, um das schöne Waldgebiet mal genauer zu beobachten und auch den kleinen Details am Wegesrand Beachtung zu schenken. Auf dieser Etappe wäre es noch möglich das natour.nah.zentrum Schillat-Höhle zu besuchen und sich vieles über die Hintergründe und den Wandel der Zeiten näher bringen zu lassen. Auf Grund von Corona ist sie allerdings aktuell geschlossen.
Wanderung zur Burg Schaumburg
Durch das Höllenbachtal wandere ich dann direkt zur Burg Schaumburg. Zwischen den alten Mauern und Türmen, die die alte Geschichte wiedererzählen, bietet der Georgsturm einen tollen Rundumblick weit ins Weserbergland hinein. Hier werde ich den Abend ausklingen lassen und am nächsten Tag -kurz vor Rückreise- noch auf die Paschenburg zu wandern. Denn wie lässt man seine Wanderung mit erfolgreich abgeschlossener Challenge besser ausklingen, als bei einem guten Kaffee mit Ausblick (Ausblick Nummer 8 übrigens).
Mein Fazit zur Wanderung auf dem Weserbergland-Weg
Für mich war es mal eine ganz andere Erfahrung im Mittelgebirge unterwegs zu sein, anstatt in den Bergen. Es ist doch eine ganz andere Art zu wandern und die Abwechslung tut echt gut.
An Aussichtspunkten kann man nie genug stehen und wenn man auf dem Weserbergland-Weg wandert, gibt es mehr als genug davon.
Informationen zur Wanderung auf dem Weserbergland-Weg
Wo liegt das Weserbergland überhaupt?
Zugegeben, ich musste erstmal nachschauen, wo genau das Weserbergland überhaupt liegt. Das Weserbergland liegt grob gesagt südwestlich von Hannover und erstreckt sich von Hann. Münden beidseitig der Weser bis Porta Westfalica. In Hann. Münden liegt der Ursprung der Weser, durch den Zusammenfluss von Fulda und Werra. Knapp 200km des 450km langen Flusses liegen im Weserbergland. Der größte Teil des Weserberglandes liegt in Niedersachsen, jedoch gehören einige kleine Abschnitte auch zu Nordrhein-Westfalen oder Hessen.
Was macht das Weserbergland so besonders?
Das dünn besiedelte Weserbergland ist bekannt für seine abwechslungsreiche und sanfte Mittelgebirgslandschaft, welche am besten zu Fuß oder auf dem Rad erkundet werden wird. Neben den Natur-Highlights gibt es hier aber auch viel Historisches zu entdecken: von sagenumwobenen Fachwerkstädten, über imposante Burgen und Schlösser entlang der Weser.
Was sind die Top Trails of Germany?
Die Top Trails of Germany sind ein Zusammenschluss verschiedener Fernwanderwege. Alle 13 Wanderwege sind geprüft und ausgezeichnet, entweder als Qualitätsweg (Gütesiegel vom Dt. Wanderinstitut) oder als Premiumweg (Dt. Wanderverband). Jede Region hat seine eigenen landschaftlichen und kulturellen Reize und kein Weg gleicht dem anderen.
Zu den Top Trails of Germany gehören außerdem:
Was ist ein Qualitätsweg?
Es gibt zwei verschiedene Zertifizierungen: die Zertifizierung zum Qualitätsweg und die Zertifizierung zum Premiumwanderweg. Das Wandersiegel zum Qualitätsweg Wanderbares Deutschland wird Deutschen Wanderverband ausgestellt, die Zertifizierung zum Premiumwanderweg prüft das Deutsche Wanderinstitut e.V. Anhand von bestimmter Kriterien, wie Wegbeschaffenheit, Naturerlebnis, Aussichtspunkte, Beschilderung, u.v.m. wir ein Wanderweg beurteilt und erhält dann sein Wandersiegel oder nicht.
Was bringt die Zertifizierung? Die Zertifizierung soll für den Wanderer eine Orientierungshilfe sein und verspricht ihm einen qualitativ hochwertigen und abwechslungsreichen Wanderweg.
Wie komme ich zum Weserbergland-Weg?
Auch wenn sich alles so idyllisch und total abgelegen anhört. Die Anreise ist ganz einfach und unkompliziert.
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht man den Weserbergland-Weg – je nach Etappen über die Fernbahnhöfe Kassel, Göttingen oder Hannover. Von dort ist das Netz gut mit dem Nahverkehr ausgebaut.
Wie finde ich mich auf dem Weg zu recht?
Die GPX Daten kannst du ganz einfach auf der Seite des Weserberglandes downloaden. Der Weserbergland-Weg ist mit dem grün-blauen Routenlogo (XW) markiert. Du findest sie an Bäumen, Wegposten oder Verkehrsschildern. Verlaufen kannst du dich hier nicht. Zwischendurch gibt es immer mal wieder Schilder mit KM Angaben bis zum nächsten Highlight.
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