
Geheimtipp Valle Maira: Wandern im schönsten Tal des Piemont
Valle Maira – ich liebe ja schon den Klang des Namens und manchmal sind es genau die Orte, von denen man kaum etwas gehört hat, die einen am meisten überraschen. So ging es mir mit dem Valle Maira, das sich ganz leise in mein Herz geschlichen hat. Wandern im Valle Maira gilt noch als echter Geheimtipp! Weit weg vom Massentourismus, zwischen verlassenen Bergdörfern und atemberaubenden Ausblicken, kann man hier die schönsten Wanderwege in vollkommener Ruhe genießen.
Vier Tage lang habe ich hier meine Wanderschuhe geschnürt und bin über historische Militärpfade, schroffe Berggipfel und sanfte Wiesenlandschaften gewandert.
In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf meine Wanderung durchs vielleicht schönste Tal des Piemont. Ich zeige dir meine Route, teile praktische Tipps und verrate dir, warum das Valle Maira für mich ein Ort ist, an den ich sicher wieder zurückkehre.

Fakten über das Valle Maira
Wo liegt das Valle Maira eigentlich?
Das Valle Maira ist ein abgelegenes 60 km langes Bergtal im westlichen Piemont, nahe der französischen Grenze. Es gehört zu den Cottischen Alpen und verläuft von Dronero westwärts bis zum Talabschluss bei Acceglio, auf Höhenlagen zwischen 600 und über 3.000 Metern. Die Region liegt in der italienischen Provinz Cuneo – rund 1,5 Stunden Autofahrt südwestlich von Turin. Namensgeber für das Tal ist der Gebirgsfluss Maira, der sich durch das Tal zieht.

Was macht die Region so besonders?
Was das Valle Maira besonders macht, ist seine Ursprünglichkeit. Während andere Alpenregionen längst touristisch erschlossen sind, ist es hier noch still. Hier gibt es nämlich “Nichts” – und doch so viel. Es gibt keine großen Skigebiete, keine Seilbahnen, keine Hotelburgen – dafür aber:
- unberührte Natur mit weiten Hochebenen, Wasserfällen, Lärchenwäldern und glasklaren Bergseen
- alte Saumpfade und jahrhundertealte Militärwege – wie der bekannte Percorsi Occitani
- verlassene Steindörfer, die Geschichten aus alten Zeiten erzählen
- eine tiefe Verbindung zur okzitanischen Kultur, die bis heute spürbar ist
- und vor allem: Ruhe und Weite, die man sonst nur schwer findet
Also genau meins. Viele sagen: Das Valle Maira ist das vielleicht schönste und wildeste Tal der italienischen Alpen.

Ein Tal voller Geschichte
Das Maira-Tal blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück: Einst lebten hier Okzitanisch sprechende Bergbauern, deren Sprache und Traditionen bis heute gepflegt werden. Viele Dörfer wurden im 20. Jahrhundert aufgrund von Landflucht verlassen – heute kehren manche Häuser als liebevoll restaurierte Bergunterkünfte zurück ins Leben.
Seit einigen Jahren entdeckt eine kleine, bewusste Community das Tal neu – sanfter Tourismus, geführte Mehrtagestouren, lokale Produzenten. Hier wird altes Wissen mit neuen Wegen verbunden. Und genau das macht das Valle Maira zu etwas ganz Besonderem.
Das Valle Maira in Zahlen
- Rund 200 Kilometer markierte Wanderwege
- 80 Trekkingrouten
- 38 Mountainbike- und E-Bike-Strecken
- mehr als 100 Tourenskirouten
- Langlaufloipen
- 0 Lifte und Anlagen

Meine Wanderungen im Valle Maira
Tag 1: Schockverliebt im Valle Maira
Ich gebs zu: Die lange Anreise hat mich zuerst ziemlich abgeschreckt. Kurve um Kurve ins hinterste Tal in Norditalien – lohnt sich das wirklich? Aber genau das ist es, was mich am Ende überzeugt hat: Keine Lifte, keine Menschenmassen, dafür ganz viel Ursprünglichkeit. Und kaum angekommen, wurde das auch sofort bestätigt: Ja, das lohnt sich. Und wie.
Ein erster Streifzug durchs Tal
Nach der Fahrt hieß es erstmal tief durchatmen. Loch lange stillsitzen konnte (und wollte) ich nicht – zu sehr hat mich die Umgebung schon auf den ersten Blick fasziniert. Direkt vom Hotel aus startet ein kleiner Rundwanderweg, der durch mehrere kleine, teils verlassenen Dörfer führt – u. a. Reinero, Borgata Superiore und Bries selbst. Die Strecke ist leicht, aber unglaublich stimmungsvoll: alte Steinhäuser, blühende Wiesen und der erste Hauch von dem, was die kommenden Tage bringen würden.
Was mir dabei direkt aufgefallen ist: Die Dörfer liegen hier ungewöhnlich weit auseinander. Später hat mir mein Bergführer erzählt, dass das einen ganz praktischen Grund hatte: Die Menschen im Tal wollten ihre Landwirtschaft direkt vor der Haustür erledigen. Statt zentralen Siedlungen entstand so eine weit gestreute Struktur – was bis heute diesen besonderen Charakter der Region ausmacht.



Genuss zum Tagesabschluss
Zurück im Hotel bleibt nicht viel Zeit bis zum Abendessen. Aber – ich bin ja in Italien. Heißt natürlich: gutes Essen, guter Wein, ganz viel Genuss. Ein kulinarisches Highlight nach dem Nächsten. Zum Glück bin ich in den nächsten Tagen viel zu Fuß unterwegs – denn ich glaube verhungern werde ich hier nicht.
Unterkunftstipp: Relais Brieis
Die erste Nacht verbringen wir im wunderschön gelegenen Relais Brieis in Marmora. Ein kleines Hideaway mitten im Grünen mit liebevoll gestalteten Zimmern, Panoramablick auf die umliegenden Berge und ganz viel Gastfreundschaft. Wer sich nach Ruhe und Natur sehnt, wird sich hier direkt zuhause fühlen.

Tag 2: Auf dem Percorsi Occitani zur Gardetta-Hochebene
Der Rucksack sitzt. Alles, was ich für die nächsten Tage brauche, trage ich jetzt auf dem Rücken. Mehr ist’s nicht, aber eben alles, was ich die nächsten drei Tage brauche. Und ja – ich spüre das Gewicht direkt beim ersten Anstieg. Hätte ich geahnt, dass es unterwegs so viele Quellen gibt, hätte ich mir mit dem Wasserfilter locker 2 Kilo Gewicht gespart. Naja, wieder was gelernt.
Der Percorsi Occitani – Wandern auf alten Wegen
Ich bin heute mit einem lokalen Bergführer unterwegs – und ehrlich gesagt: ich liebe das. Nicht nur, weil ich mich um nichts kümmern muss, sondern weil ich so eine neue Region auf ganz andere Weise kennenlernen kann.
Wir wandern auf dem Percorsi Occitani, konkret auf Etappe 11 – allerdings in Gegenrichtung.
Das Maria Tal auf dem Weitwanderweg Percorsi Occitani erwandern
Der Percorsi Occitani ist ein rund 177 km langer Rundwanderweg durch das Valle Maira, aufgeteilt in 14 Etappen. Er verläuft auf alten Verbindungswegen durch traditionelle Dörfer, über Pässe und Hochalmen und bietet tiefe Einblicke in die Kultur der Okzitanen. Der Wanderweg wurde vor 30 Jahren ins Leben gerufen, um die Region, Kultur und Geschichte wieder erlebbarer zu machen. Der Weg ist gut markiert, individuell planbar und ideal für mehrtägige Wanderabenteuer in unberührter Natur. Wer sich auf den Percorsi Occitani einlässt, wandert abseits des Massentourismus, erlebt die Ursprünglichkeit der Alpen und bekommt intensive Einblicke in eine fast vergessene Bergregion.
Aufstieg zwischen Blüten, Bergen und Murmeltieren
Anfangs geht es direkt ordentlich bergauf. Der Weg führt uns durch blühende Wiesen, es duftet nach Sommer, nach Wasser, nach Bergen. Der Frühling zeigt sich hier von seiner wildesten Seite – eine Blumenvielfalt, wie ich sie selten erlebt habe.
Mein Bergführer Roberto erzählt mir unterwegs viel über das Tal, die Geschichte, die Natur. Wir kreuzen immer wieder die kaum befahrene Straße zum Colle del Mulo – aber ehrlich: Die Natur lenkt mich komplett ab.
Wir lassen den schattigen Wald hinter uns und erreichen auf knapp 2000 Metern den Lago Resile, umgeben von Lärchen. Roberto grinst mich an: „Dreh dich mal um.“ Ich dreh mich – und da ist er: der Monte Viso. Majestätisch ragt der Gipfel des 3841 m hohen Berges am Horizont wie eine Pyramide nach oben.



Monte Viso und alte Militärpfade
Am Rifugio Valanghe biegen wir von der Straße ab und folgen einem alten Militärpfad weiter Richtung Mulo-Pass. Das Panorama ist einfach verrückt schön. Schroffe Felsen, grüne Flanken – und dann plötzlich: Steinböcke in der Ferne! Roberto hat ein gutes Auge.
Nach etwa 4 Stunden erreichen wir den Sattel – das Wetter zieht etwas zu, aber das macht nichts. Wir machen eine gemütliche Lunchpause, bevor es weiter geht. Der Weg bleibt erstmal angenehm, leicht bergauf, bis wir schließlich den höchsten Punkt der heutigen Etappe erreichen: Colle d’Ancoccia.



Rocca la Meja – Der Moment, in dem die Landschaft alles übertrifft
Und dann: WOW. Roberto hatte mir schon von der Rocca la Meja immer wieder berichtet, aber jetzt hier davor zu stehen und diesen Blick zu haben, macht mich sprachlos.
Hier oben kann man nochmals richtig in die Geschichte eintauchen: mehrere Bunker und die ehemalige Kaserne zeugen davon. Wir werfen einen Blick in einen der Bunker, der nur einen kurzen Weg vom Pass entfernt ist.
Von hier aus gehts nun in schönster Kulisse über weitläufige Wiesen am Fuße der Rocca la Meja hinunter zu unserer Unterkunft. Begleitet von traumhaften Aufblicken und dem Pfeifen etlicher Murmeltiere.
Am späten Nachmittag erreichen wir das Agriturismo La Meja – ein ganz besonderer Ort auf über 2000 Metern. Ich setze mich in den Garten, quatsche mit der Gastgeberin Francesca, höre von der Viehwirtschaft, dem Käse, der hier gemacht wird und dass sie gerade erst in die Saison gestartet sind und die Kühe leider erst in zwei Tagen nach oben kommen werden.
Abends dann: das wohlverdiente Menü. Einfach, regional, aber sooo unglaublich lecker, dass ich danach auf jeden Fall noch einen Verdauungsspaziergang machen musste. Zum Glück, denn der Sonnenuntergang war der perfekte Abschluss des Tages.



Unterkunftstipp: Agriturismo La Meja
Der familiengeführte Agriturismo verbindet ursprüngliche Viehzucht mit echter Gastfreundschaft und einer tiefen Liebe zur Region.
Die Gastgeberin Francesca empfängt mit offenem Herzen, erzählt vom Leben in den Bergen, vom Käsemachen, vom Wandel der Jahreszeiten. Man fühlt sich sofort willkommen – fast, als würde man nach Hause kommen, obwohl man zum ersten Mal hier ist.
Die Zimmer sind schlicht, aber gemütlich. Der Blick auf die majestätische Rocca la Meja ist einfach traumhaft. Und das Essen? Liebevoll zubereitet, regional, ehrlich und unfassbar lecker.
Ein Ort, an dem man tief durchatmen, zur Ruhe kommen und das Leben ganz einfach spüren kann.

Tag 3: Königsetappe: Auf dem Roberto Cavallero Weg zum Monte Scaletta
Selten habe ich so gut in einer Hütte geschlafen wie hier. Ein bisschen schweren Herzens verlasse ich die Ruhe und Geborgenheit hier.
Aber der Blick auf den Wetterradar macht den Abschied leichter: strahlender Sonnenschein, keine Wolke in Sicht – perfekte Bedingungen für unsere Königsetappe.
Fast 24 Kilometer liegen vor uns. Und heute wartet ein Highlight, das mich ehrlich gesagt etwas nervös macht: der Monte Scaletta – eine alpine Route, auf die ich mich wahnsinnig freue, aber auch Respekt habe.

Auf schmalen Pfaden durchs Hochgebirge
Wir starten entspannt auf dem Percorsi Occitani und steigen hinauf zum Gardetta-Pass – begleitet vom Pfeifen unzähliger Murmeltiere. Ab hier verlassen wir den Hauptweg und folgen dem alpinen Roberto-Cavallero-Weg. „Jetzt kommt meine Lieblingslandschaft“, sagt Roberto. Ich verstehe sofort, was er meint: Das Gelände wird karger, schroffer – ich liebe auch diese rauen, alpinen Szenerien.
Am Rocca Brancia-Pass auf 2.606 Meter öffnet sich der Blick zu den französischen Alpen. Wir steigen ins Stura-Tal ab, bevor es gleich wieder hinauf zum Passo dell’Oserot geht. Der Abstieg danach fordert – loses Geröll, steile Flanken. Roberto gibt mir seine Stöcke – da ich meine dummerweise zuhause gelassen habe. Plötzlich ein Rascheln – über uns springen Steinböcke elegant die Felsen hoch. Was für ein Gänsehautmoment.

Wir steigen den Kessel hinab, um auf der anderen Seite wieder nach oben zu steigen. Dann gehts nochmals kurz und knackig nach oben: Es folgt ein kleiner Kamin nach oben, der recht lose ist, aber durch Drahtseile gesichert ist.
Nach einem technisch fordernden Abschnitt erreichen wir die kleine Biwak-Hütte Due Valli, die auf der Wasserscheide zwischen Valle Maira und Valle Stura liegt. Ganz genau genommen, läuft eigentlich der nächste Part gar nicht im Valle Maira. Roberto, erklärt mir die umliegenden Berge. Bevor unsere Tour zum Peroni-Pass fortsetzen. Hier bekomme ich den ersten Blick auf die Roburent-Seen, die ich bereits von Bildern kenne. Nervös schaue ich mich um, und versuche den Weg zu finden, den wir gleich gehen werden.



Die Herausforderung: Colle della Scaletta
Denn jetzt kommt der Abschnitt, vor dem ich am meisten Respekt hatte: der finale Anstieg zur Colle della Scaletta – schmal, ausgesetzt, gesichert mit Ketten.
Ich bin trittsicher und erfahren, aber es ist gut, jemanden wie Roberto an meiner Seite zu haben. „Take your time. You can do this.“ Und genau das tue ich. Schritt für Schritt. Oft ist doch der Kopf der limitierende Faktor. Aber Respekt in den Bergen ist definitiv kein Fehler!
Gipfelglück und Panoramaausblicke
Oben angekommen bin ich sprachlos: 2.814 Meter, ein 360°-Panorama, das mich kurz alles vergessen lässt. Vor uns liegt der Lago Superiore di Roburent, die Roca la Meja in der Ferne – und einfach nur Weite. Roberto lacht: „That’s why I love my office.“ Ja. Ich versteh ihn. Hier am Colle della Scaletta finden sich überall Überreste militärischer Präsenz.



Der lange Abstieg durchs Costa-Denti-Tal
Der Abstieg? Lang. 1.650 Höhenmeter. Meine Knie schreien, aber das Herz ist voll. In endlosen Serpentinen geht’s durchs Costa-Denti-Tal, vorbei an Lärchenwäldern, über die blühende Hochebene Pian della Ciarliero, wo verlassene Ruinen von längst vergangenen Zeiten erzählen.
Ich hätte noch ewig hier sitzen können und das Panorama genießen, aber ein langer Abstieg liegt vor uns: 1.650 Höhenmeter wollen überwunden werden.
Überraschenderweise läuft es besser als gedacht. In langen Zickzack-Kehren schlängeln wir uns hinunter ins Costa-Denti-Tal, begleitet von immer neuen Ausblicken, die einfach nicht aufhören wollen, schön zu sein.
Das Gelände wird langsam sanfter, das Alpine bleibt hinter uns zurück. Noch ein letzter Blick hinüber zur Gardetta-Ebene, dann tauchen wir ein in eine Landschaft, die sich mehr und mehr öffnet – die ersten Lärchen säumen den Weg. Wir erreichen die Ciarliero-Wiese, ein Ort wie aus einer anderen Zeit. Verfallene Ruinen liegen verstreut zwischen blühenden Matten
Und spätestens hier, zwischen duftenden Wiesen und flirrendem Sommerlicht, weiß ich: Ich komme zurück. Und zwar im Herbst. Wenn sich das goldene Lärchenkleid über diese Landschaft legt.

Unterkunftstipp: Locanda di Chialvetta
Mitten im kleinen, charmanten Ort Chialvetta liegt diese liebevoll geführte Locanda – ein perfekter Rückzugsort nach einem langen Wandertag. Die Zimmer sind schlicht, aber gemütlich, mit viel Holz und Herz eingerichtet. Besonders schön: der große Garten mit Blick in die Berge, ideal für einen Aperitivo in der Abendsonne.
Die Gastgeber*innen sind herzlich, kennen sich bestens in der Region aus und zaubern am Abend ein köstliches Menü aus regionalen Produkten.

Tag 4: Letzte Etappe: Zur Quelle der Maira
Die ersten Schritte fühlen sich schwer an. Kein Wunder – es ist 8:30 Uhr, die Sonne steht schon hoch und ich starte heute deutlich tiefer als an den Vortagen. Es ist drückend warm, und obwohl der Weg anfangs noch durch schattige Wälder führt, komme ich schnell ins Schwitzen. Heute bin ich wieder auf dem Percorsi Occitani unterwegs – genauer gesagt auf der 9. Etappe, allerdings auch wieder in umgekehrter Richtung.
Blühende Landschaften und stille Bergdörfer
Langsam schlängelt sich der Pfad nach oben, vorbei an alten Steinhütten, kleinen Weilern und immer wieder öffnet sich der Blick in die umliegenden Berge. Ich lasse die Baumgrenze hinter mir, wandere durch bunt blühende Wiesen, genieße herrliche Ausblicke hinunter ins Tal – besonders schön: die kleinen Ortschaften Pratorotondo und Viviere, die wie gemalt in der Landschaft liegen.
Am Ciarbonet-Pass angekommen, gäbe es die Möglichkeit, noch einen Abstecher zum Monte Estelletta zu machen – ca. eine Stunde zusätzlich. Leider fehlt mir heute die Zeit, deshalb beginne ich den Abstieg in Richtung Tal. Der Weg führt steil durch den Wald, über Wurzeln und Stein – trittsicher sollte man hier auf jeden Fall sein. Immer wieder blitzt zwischen den Bäumen das beeindruckende Provenzale-Castello-Massiv auf.

Die Quelle der Maira
Oberhalb von Saretto erreiche ich eine kleine, flache Ebene – zwar nicht ruhig, aber eine traumhafte Landschaft ist es, die mich hier fasziniert. Die letzten Meter stehen an und dann ist es geschafft: Ich stehe an der Quelle der Maira. Ein wunderschöner Moment.
In Saretto mache ich noch einen kleinen Abstecher zum See und kehre zum Abschluss noch in der Visaisa Taverna & Foresteria ein. Was für ein Ort! Das Restaurant ist wunderschön, die Zimmer liebevoll gestaltet – und ganz ehrlich: Ich wäre gerne einfach noch ein paar Tage geblieben. Aber leider ruft der Abschied.
Mit einem Tiramisu endet meine Wanderung durchs Valle Maira – voll mit Eindrücken, Begegnungen und dem festen Vorsatz: Ich komme wieder. Bald.



LESETIPP
Wenn du noch mehr in Italien entdecken möchtest, dann findest hier hier noch mehr Inspiration.
Praktische Tipps für deinen Wanderurlaub im Valle Maira
Anreise und Mobilität ins Valle Maira
Das Valle Maira liegt abgelegen in den südlichen Seealpen im Piemont. Eine direkte Bahnanbindung gibt es nicht – genau das macht den Reiz aus, aber erfordert etwas Planung:
- Mit dem Auto:
Am flexibelsten reist du mit dem Auto an. Ab Cuneo (etwa 1 Stunde Fahrt) oder Turin (ca. 2,5 Stunden) geht es auf kurvigen Straßen ins Tal. Achtung: In höheren Lagen sind die Straßen schmal und steil – fahr vorsichtig! - Mit dem Zug & Bus:
Von Turin oder Cuneo kannst du mit dem Zug bis Dronero oder Cuneo fahren. Von dort gibt es einen zwei Linien ins Tal.
Beste Reisezeit fürs Valle Maira
Grundsätzlich kannst du das Valle Maira das ganze Jahr über bereisen – jede Jahreszeit hat ihren ganz eigenen Reiz. Welche am besten zu dir passt, hängt ganz davon ab, was du erleben möchtest:
- Frühling (Mai bis Juni):
Der Frühling ist magisch. Die Natur erwacht, Wiesen blühen in allen Farben, Bäche rauschen voller Schmelzwasser, und die Luft duftet nach frischem Grün. Besonders schön: die wilde Blumenpracht entlang der Wege. In höheren Lagen kann aber noch Schnee liegen – informiere dich vorher über die Verhältnisse.
- Sommer (Juli bis August):
Ideal für alle, die hoch hinauswollen. Die Pässe sind in der Regel schneefrei, die Tage lang und trocken. Allerdings kann es in tieferen Lagen recht warm werden – starte deine Touren am besten früh.
- Herbst (September bis Mitte Oktober):
Mein persönlicher Geheimtipp. Die Lärchen färben sich goldgelb, das Licht ist weich, die Berge fast menschenleer. Perfekt für alle, die Ruhe suchen. Die Hütten schließen oft Mitte Oktober – vorher checken!
- Winter (Dezember bis März):
Für Schneeschuhwanderungen oder Skitourengeher*innen bietet das Tal auch im Winter ein besonderes Erlebnis: absolute Stille, verschneite Landschaften, einsame Hänge. Aber: Nur für Erfahrene geeignet – Lawinensituation beachten und besser mit Guide.
Tipp:
Für klassische Hüttentouren und Höhenwanderungen ist die Zeit von Mitte Juni bis Mitte Oktober ideal. Dann sind alle Wege begehbar, die Unterkünfte geöffnet und das Wetter meist stabil.
Sprache und Kultur
Im Valle Maira begegnet dir nicht nur Italienisch – viele Bewohner*innen sprechen auch noch Okzitanisch, eine alte romanische Sprache mit französischen und provenzalischen Einflüssen – und das macht den Aufenthalt besonders authentisch.
Diese sprachlich-kulturelle Eigenheit spiegelt sich auch in der Küche wider:
- Polenta,
- Käse aus Ziegen- oder Schafsmilch,
- und Wildkräuter gehören zu den typischen Zutaten.
Wegmarkierung und Orientierung
Die Wanderwege im Valle Maira – vor allem die „Percorsi Occitani“ – sind gut markiert. Achte auf:
- gelb-rote Streifen (Hauptwegemarkierung),
- gelegentliche Wegweiser mit Etappennummern und Zielen.
Aber:
- Nicht überall ist der Empfang stabil. Mobilfunk gibt es oft gar nicht (und das ist auch gut so).
- Offline-Karten oder GPS-Tracks sind hilfreich.
- Ein Papierkarte ist Gold wert – für die grobe Orientierung oder falls Technik ausfällt.
Tipp: Lade dir alle Etappen vorab in einer App wie Komoot, Outdooractive oder Maps.me runter – und speichere sie offline.
Unterkünfte
Große Hotelanlagen findest du im Valle Maira nicht, stattdessen findest du hier:
- charmante Locande (Gasthäuser),
- einfache Rifugi (Berghütten),
- gemütliche Agriturismi mit eigener Landwirtschaft,
- kleine Hotels und Ferienwohnungen.
Alle klein und familiengeführt, die mit sehr viel Liebe und Tradition geführt werden.
Unbedingt vorab reservieren – besonders im Sommer und Herbst.
Fazit: Warum Valle Maira für mich ein Sehnsuchtsort bleibt
Das Valle Maira hat mich wirklich beeindruckt. Nicht, weil es spektakulärer ist als alle anderen Alpenregionen – sondern weil es echt und authentisch ist. Keine Lifte. Kaum Straßen. Aber dafür ganz viel Ruhe, Natur und Menschlichkeit.
Die Mischung aus ursprünglicher Landschaft, gelebter Tradition, wunderschönen Wanderwegen und liebevoll geführten Unterkünften macht dieses Tal für mich zu einem der letzten echten Geheimtipps der Alpen.
Und ja: Ich komme wieder. Vielleicht im Herbst. Vielleicht im Schnee. Aber sicher bald.
Du planst selbst eine Wanderung im Valle Maira, suchst Tipps zur Route, Unterkunft oder Ausrüstung?
Dann schreib mir gern – in den Kommentaren oder auf Instagram. Ich teile meine Erfahrungen und helfe dir gern weiter!
*Ich durfte die Wanderungen im Rahmen einer Kooperation mit dem Consorzio Turistico Valle Maira erkunden. Alles, was du jedoch in diesem Artikel liest, beruht auf meinen eigenen Erfahrungen und Meinungen.
Unterstütze mein Herzensprojekt
Dir gefallen meine Reiseberichte und sie helfen dir bei deiner Reiseplanung? Dann freue ich mich auf deinen Support! Ich stecke viel Arbeit und Liebe in meinen Reiseblog und freue mich unglaublich, dir kostenlose Inhalte zur Verfügung zu stellen.
Du kannst mich unterstützen, indem du regelmäßig vorbei kommst, meine Berichte kommentierst und/oder mit deinen Freunden teilst.
Wenn du magst, dann lasse mir gerne auch eine Spende für einen Kaffee zukommen. Ganz lieben Dank!